Spannende Wochen für RIM
Es sind spannende Wochen, die da auf RIM zukommen. In den nächsten Tagen wird RIM ihr neues Betriebssystem BlackBerry 10 und ihre neuen BlackBerry Geräte vorstellen. Die Neuvorstellung repräsentiert für RIM und die Marke BlackBerry quasi einen Neustart in vielerlei Hinsicht.
Das neue Betriebssystem basiert auf QNX, wie bereits das System das auf dem Playbook gelaufen ist. RIM hat das Playbook OS allerdings sehr viel weiter entwickelt, und in BlackBerry 10 wieder die gesamten Funktionen eingebaut, für die BlackBerry bekannt wurde (Synchronisierung von Mail, Kalendar, Kontakten, Todo’s usw.) plus ein paar zusätzlicher Funktionen (z.B. Balance für Work/Private Trennung). Komplett neues Betriebssystem heisst, dass sich alles ziemlich “fluffig” anfühlt – ähnlich wie bei iOS und Windows Phone ist das UI fast verzögerungsfrei, ruckelt nicht und alles ist schön animiert. Komplett neu heisst aber auch, dass sämtliche Anwendungen, die es bisher für BlackBerry gab, neu für BlackBerry 10 geschrieben werden müssen bzw. portiert werden müssen.
Von den kommenden Geräten sind ja schon ein paar Information im Netz unterwegs (hier und hier kann man sich schon mal ein Bild machen). Es wird Touchscreen Geräte und Geräte mit Tastatur geben. Ich hatte die Gelegenheit unser Alpha Dev Gerät mit Touchscreen ein wenig zu Testen und das fühlt sich sehr gut an. Interessant ist auch die Touchscreen-Tastatur, mit der Funktion Wörter mittels Swipe Geste schnell zu vervollständigen. Das funktioniert ganz gut und beschleunigt das Schreiben merklich. Das Bedienkonzept mit Features wie dem neuen Hub und verschiedenen Swipe Gesten verändern das Feeling des BlackBerry sehr – man darf gespannt sein wie das bei Geräten mit QWERTZ Tastatur wird.
Dem Trend von BYOD kommt RIM mit dem letzte Woche erschienenen BlackBerry Enterprise Server 10 nach – er unterstützt nicht nur die Verwaltung mehrere BlackBerry Geräte je Mitarbeiter sondern kann auch Geräte andere Smartphone Platformen verwalten. Im Bereich des Enterprise Servers war RIM ja immer schon stark und früh weit vorne, jetzt will RIM mit diesen Funktionen den Markt des Device Managements wieder stärker besetzen.
Im Bereich der Anwendungsentwicklung für BlackBerry 10 hat sich im Vergleich zur alten Plattform auch einiges geändert. Wurden früher BlackBerry Anwendungen hauptsächlich in Java entwickelt so gibt es jetzt 4 (!!) verschieden Möglichkeiten Anwendungen für BlackBerry 10 zu entwickeln: C/C++ Native, HTML5 WebWorks, Adobe Air Action Script, Java Android - die alten Java Bibliotheken gehören aber nicht dazu. Aus Sicht eines Software Entwicklers, der jahrelang BlackBerry Anwendungen unter Java entwickelt hat, schmerzt das natürlich sehr. Auf der anderen Seite kann ich verstehen warum man diesen Weg gewählt hat: um auf einem mobilen Geräte optimal performende Anwendungen zu bekommen führt eigentlich an C/C++ kein Weg vorbei (siehe iOS).
Kein Wunder dass RIM zu schrägen Mitteln greift um seinen Entwicklern mitzuteilen dass sie sie immer noch “lieben”:
Wenigstens sind die neuen Entwicklungstools für alle Betriebssysteme verfügbar (OS X, Windows, Linux) und die Dokumentation auf den BlackBerry Webseiten hat sich auch deutlich verbessert. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass RIM stark auf Open Source setzt und dabei github einsetzt um Frameworks, API’s und Samples zur Verfügung zu stellen.
Für unser Produkt timr habe ich mal die Android Version für BlackBerry 10 portiert – das hat mittels des Web Tools sehr gut funktioniert. Wir werden dass jetzt mal testen, und dann entscheiden, ob wir diese Version für BlackBerry 10 in die App World einreichen – auf den ersten Blick sieht das schon ganz gut aus.
Die zusätzlichen Tarifkosten, die bisher anfielen wenn man einen BlackBerry verwenden wollte, sind bereits gefallen – ein weiterer wichtiger Schritt, um BlackBerry Geräte am Markt wieder interessant zu machen.
RIM war mit BlackBerry wirklich ganz früh ziemlich weit vorne – jetzt sind sie ziemlich spät dran und es wird sich in den nächsten Monaten zeigen ob sie sich wieder am Markt etablieren könnnen.